Heute haben wir unser Zelt an die Muendung der Somme verholt. Einmal Ausschlafen und in Ruhe den Platten an Konstantins Hinterrad reparieren. Noch mal den Kopf unten am Meer durchpusten lassen und dann den Po auf dem Sattelt einrasten. Wir gehen es langsam an. Generell ist zur franzoesischen Kueste an diesem Abschnitt festzuhalten: Die Orte liegen in schmalen, steilen Taelern. Was ist die Steigerung von steil? Treppe. Gott hat bei der Landschaft auf die Wasserwage verzichtet. Criel sur Mer und Le Treport sind die Orte des heutigen Tages. Grandiose Haeuser mit Ruinen direkt daneben. Zwei Badeorte, die ihre Fassade krampfhaft hochhalten und trotzdem beeindrucken unter den Kreidefelsen. Im Hafen geben sie ihr Optimisten-Segeltraining zwischen Spundwaenden in einem fuerchterlichen Fischgestank. Da kann man sich sicher sein, dass keiner reinfaellt.
Mit der Hilfe einer Apotheke, die uns den Karton ueberlaesst und unheimlich netten Postfrauen entledigen wir uns 5 kg Gepaeck. Wir haben einen Kocher mit nach Frankreich genommen. Vielleicht sollten wir lieber einen Koch mit nach Hause nehmen. Mittag gab es Tortelettes neben der Boulongerie nach Wunsch. Am Ende sitzen wir nun auf einem 5 Sterne Ressort in Drancourt. Kurz in den Pool und dann ins Restaurant.
Fuer alle Damen: Wir waschen neben bei. Hinterher scheint dieser halbe Tag noetiger als es mir klar war. Selbst meine Satteltasche konnte ich mithilfe einer Landmaschienenschlossserei reparieren. Unter dem geht es bei mir nicht. Ja, ich spreche immer noch kein Franzoesisch und die meisten hier kein Englisch aber es ist wirklich egal. Und es geht noch haerter, es geht immer haerter. Weit zwischen den Orten kam uns eine Familie entgegen. Die Mutter schob ihre schlafenden Kinder in einem Fahrradanhaenger und der Mann lief mit einem Esel hinterher. Also, der Mann und der Esel waren zwei Persoenlichkeiten. Der Esel trug die Taschen. Wer jetzt von beiden? Auch eine Form des Urlaubs! Was kostet so ein Esel? Kann der einen Platten haben? Was ist mit dem Lenkersatz? Keine Ahnung, ob ich tauschen wuerde.
Morgen verlassen wir das Meer. Sicherlich wird es noch ein Tag in Frankreich, bevor wir Belgien erreichen.
Konstantin: Flieg, kleine Biene! Ich schaffe es zwei Tage, ohne Laden, vielleicht auch ohne Handy.

