Weder in der Karte noch in der Landschaft ist die Grenze zwischen Frankreich und Belgien eingezeichnet. Am Morgen haben alle Autos ein F vor dem Kennzeichen, gegen Mittag kommen B’s dazu und jetzt sind es nur noch B’s. Halt, nein, natuerlich haben wir es gemerkt. Ploetzlich gibt es Wegweiser nur fuer Fahrraeder, zweispurige Radwege, ueberhaupt breite Radwege. Andere malen nach Zahlen, wir fahren jetzt nach Zahlen: von der 12 zur zwei, zur 89 und immer so weiter. Wie immer ist unser Plan gut, er scheitert am Detail. Ganz vorsichtig hatte ich eine Prognose fuer unseren Weg ueberlegt. Nur mal so, wir sind ja jetzt ueber die Haelfte. Naechsten Freitag wird der Rueckweg angetreten. Konstantin hat am Sonntag eine Verpflichtung.
Plaene sind gut, scheitern aber am Detail. Der Masstab unserer Karte hat sich vergroebert. Mit anderen Kennzeichnungen muessen wir uns erst wieder in die Kleinigkeiten eindenken. Schon immens wichtig, ob man den Kanal links oder rechts von sich hat. In die eine Richtung kann man eben nur schlecht abbiegen.
In Wervik sind wir in einen Strassenmarkt hineingeraten. Mehr in unserem Sinn aber waren die Staende von Natur- und Tierschutzvereinen. Ein Verein verkaufte Hoodies (Kapuzenpullover), Sea Shepherd. Da lag dann auch ein Bildband von ihren Aktionen: aufgeschlitzte Wale in Reih und Gleid zum Verkauf aber auch die Geschichte mit dem ueberfahrenen Trimaran. (Wer es nicht kennt: Sie stoppen Walfaenger mit Leinen diese vor denen durch das Meer ziehen. Diese sollen sich in den Schrauben verfangen. Das ist riskant fuer alle Beteiligten. Die Bedrohung fuer die Walfaenger ohne Antrieb abzutreiben ist real. Also haben die das Boot der Sea Shepherds boese ueberfahren. Ob anschliessend Hilfe geleistet wurde, kann ich nicht sagen.) Wir hatten also unser Thema fuer die Weiterfahrt.
Unsere angepeilte Jugendherberge in Kortrijk wurde wegen Unterfuellung geschlossen. Sie stand vor uns, gross, neu, viele Zimmer, WIFI aber zu. Bei so etwas werde ich immer wuschig. Trotz aller Erfahrung, trotz allem Wissen und Moeglichkeiten, wenn mich ein Zeltplatz weiter schickt, wenn uns wer nicht aufnimmt, sehe ich immer alles ganz schlimm. Meine gute Ulli kennt mich und beruhigt mich. Wir haben praktisch sofort einen Zeltplatz gefunden. Aber diese Planaenderung lies es in unserem Getriebe knirschen. Nun sitzen wir auf einem Zeltplatz am Bomeweg. Die Besitzer haben mit allen Besuchern das Problem, ihnen den Weg zu beschreiben. Der Asphalt hoert eine ganze Weile vorher auf. Nun steht also doch wieder unser Zelt und wir werden erleben, wie es morgen weiter geht.

